ADHS und Begleit-Störungen

Mehr als zwei Drittel der Kinder mit ADHS haben im Laufe ihres Lebens mindestens eine weitere psychische Störung.

Was, wenn es nicht "nur" ADHS ist?

Ein umfassendes psychiatrisches Gutachten stellt eine genaue Diagnose sicher, indem es das Vorhandensein anderer Erkrankungen, die mit ADHS einhergehen können, berücksichtigt. Das gleichzeitige Vorliegen einer oder mehrerer Erkrankungen oder Störungen wird als komorbide Störung bezeichnet.
 
Die Diagnose und Behandlung von ADHS mit komorbiden Störungen ist schwieriger und erfordert Spezialist*innen, die über die nötige Erfahrung verfügen, um diese anderen Störungen zu erkennen und zu behandeln. Einige häufige Begleiterscheinungen von ADHS sind Trotz, Lügen, Stehlen, Lernschwierigkeiten, Angst, Hoffnungslosigkeit, geringes Selbstwertgefühl, Depressionen, Stimmungsschwankungen und exzessive/extreme Wutausbrüche.
 
Es scheint nicht selten der Fall zu sein, dass ADHS einer psychischen Erkrankung zugrunde liegt und eine Folgestörung sich darauf „propft“. Ist die Folgestörung dominant, wird die ADHS oft nicht erkannt.

Häufiges Zusammenwirken von ADHS und anderen Störungen

50%

Oppositionelle Trotzstörung

33%

Ängste und Depressionen

88%

Stimmungs-Störungen

Die Begleitstörungen

Sprach- oder Lernstörung

Von den Kindern mit ADHS haben 20-25% eine komorbide Sprach- oder Lernstörung. Diese Kinder profitieren von Anpassungen in der Schule und einer Ergotherapie, die auf das Sprechen und die Sprache abzielt. Ein individueller Förderplan in der Schule ist ein notwendiger Bestandteil der Behandlung von Kindern mit gleichzeitiger Sprach- oder Lernstörung und ADHS.

Oppositionelle Trotzstörung

Die Forschung zeigt, dass fast die Hälfte der Kinder mit ADHS auch an Oppositioneller Trotzstörung oder Verhaltensstörung leiden. Kinder mit einer Trotzstörung sind oft trotzig gegenüber Autoritätspersonen (Eltern oder Lehrer*innen), reizbar, wütend, verlieren oft die Beherrschung, geben anderen die Schuld für persönliche Fehler, lügen zwanghaft und ärgern absichtlich andere Kinder oder Familienmitglieder.

Verhaltensstörung

Eine Verhaltensstörung ist eine ernsthafte psychiatrische Störung, von der einige Kinder und Jugendlichen mit ADHS betroffen sind. Diese Kinder und Jugendlichen verletzen regelmässig die Rechte anderer, indem sie stehlen, körperliche Aggressionen zeigen oder Eigentum zerstören. Kinder und Jugendliche mit ADHS und einer komorbiden Verhaltensstörung haben ein deutlich höheres Risiko für Gesetzesübertretungen, Drogenmissbrauch, Depressionen und Suizidalität als Kinder und Jugendliche mit einer reinen ADHS-Diagnose. Die Prognose für eine Verhaltensstörung, die gleichzeitig mit ADHS auftritt, ist schlecht, verbessert sich aber mit der richtigen Behandlung.

Ängste und Depressionen

33% der Kinder und Jugendlichen mit ADHS leiden unter Angstzuständen und Depressionen. Die Symptome können so überwältigend sein, dass diese Kinder und Jugendlichen sich selbst verletzen oder an Selbstmord denken. Durch die Behandlung der zugrunde liegenden ADHS lassen sich Depressionen, Ängste, Versagensängste und Hoffnungslosigkeit oft schnell abschwächen.

Stimmungsstörungen

Die schwerwiegendsten Komorbiditäten, die bei ADHS auftreten, sind Stimmungsstörungen. Zu diesen Symptomen gehören häufige und extreme „Zusammenbrüche“ bei jüngeren Kindern, schnelle Stimmungswechsel von gereizt oder wütend zu „fröhlich“ bei Teenagern, Unruhe, eingeschränkte Fähigkeit, Menschen oder Situationen zu tolerieren, Dinge, die nicht schnell genug oder nach dem eigenen Geschmack passieren, die Vorliebe, allein zu spielen, und Schwierigkeiten, einzuschlafen oder durchzuschlafen. Diese Kinder und Jugendlichen können übermässig sensibel sein und auf Situationen reagieren. Viele Eltern beschreiben ihr Kind mit den Worten: „Ich weiss nie, was ich mit ihm/ihr anstellen soll.“ Die Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Stimmungsstörungen beginnt mit der Behandlung der Stimmung. Es ist für diese Kinder und Jugendlichen schwierig, sich zu konzentrieren und die gestellten Anforderungen zu erfüllen, wenn sie eine gestörte Stimmung haben, reizbar sind und tagsüber aufgrund von Schlafstörungen sich nicht konzentrieren können. Sobald die Stimmung stabil ist, werden die übrigen ADHS-Symptome beurteilt und entsprechend behandelt.

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FAQ

Das Verhalten Ihres Kindes kann durch ADHS, eine andere Erkrankung oder eine gleichzeitig auftretende Störung verursacht werden. Eine gründliche psychologische Untersuchung durch eine*n Spezialist*in berücksichtigt alle potenziell gleichzeitig bestehenden Störungen, um eine genaue Diagnose zu stellen. Dies ist wichtig für die Wahl der richtigen Behandlung, eventuell einschliesslich der Wahl einer Medikation.

Schwierigkeiten beim Einschlafen, Durchschlafen oder zu frühes Aufwachen treten häufig zusammen mit ADHS auf und betreffen fast 3 von 4 Kindern und Jugendlichen und bis zu 4 von 5 Erwachsenen mit ADHS. Kinder mit ADHS, die unter Schlafmangel leiden, sind häufiger hyperaktiv und impulsiv, haben eine geringere Aufmerksamkeitsspanne, sind reizbar und sogar aggressiv. Bei Kindern, die ADHS-Medikamente einnehmen, können mehrere Faktoren eine Rolle spielen. Das kann die Formulierung (lang- oder kurzwirkend), die Dosis oder die Tageszeit sein, zu der das Medikament eingenommen wird. Weitere Faktoren sind die Schlafenszeit, die Nutzung elektronischer Geräte vor dem Schlafengehen, Nickerchen, Koffein, andere Medikamente oder das Vorliegen einer anderen psychischen oder medizinischen Störung.
 
Das Ziel ist es, den Schlaf zu verbessern, damit sich auch das ADHS verbessert. Der Schlaf wird von uns bei der Erstuntersuchung und bei allen Folgeuntersuchungen beurteilt.
Die Behandlung von ADHS und gleichzeitigen Störungen hängt vom Alter des Kindes und den Begleiterkrankungen ab. Die Behandlung kann Medikamente, Elterntraining, Verhaltenstherapie, Coaching und schulische Unterstützung umfassen. Jede zusätzliche Störung bei ADHS macht die Behandlung noch komplexer. Für die Oppositionelle Trotzstörung gibt es zum Beispiel keine zugelassenen Medikamente, aber ein Stimmungsstabilisator kann angezeigt sein, wenn die Wut und Aggression ein Ausmass erreicht haben, das die Sicherheit des Kindes oder anderer gefährdet. Stimulanzien sind zwar die erste Wahl bei der Behandlung von ADHS, können aber bei einem Kind, das gleichzeitig unter einer Gemütsstörung leidet, die Wutanfälle und die Reizbarkeit verschlimmern. Bei der Behandlung mehrerer Störungen muss die Reihenfolge der Behandlung und die Wahl der Medikamente von einer Fachperson bestimmt werden.
 
Wir werden Sie darüber informieren, wann eine medikamentöse Behandlung angezeigt ist und gegen welche Symptome sie wirken soll. Die Entscheidung, mit der Medikation zu beginnen, wird gründlich besprochen und zwischen der Spezialistin, den Eltern und dem Kind abgesprochen. Es ist wichtig, die Risiken und Vorteile von Medikamenten abzuwägen.
 
Medikamente sind kein Heilmittel, aber sie können helfen, die Symptome des Kindes zu kontrollieren. Kinder sind besser in der Lage zu lernen und an der Therapie teilzunehmen, wenn ihre Symptome stabil sind.

Nächstes: Abklärung und Diagnose

Die meisten Menschen können zeitweise unaufmerksam, impulsiv oder hyperaktiv sein.
Wann ist es ADHS und wie wird es behandelt?

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